Nutzung von Datenstandards (OFML®) für Einrichtungsprodukte zur Umsetzung einer Online-Dienstleistungsstrategie
Die zunehmende Digitalisierung bestimmt die Entwicklung des Handels, insbesondere des Einzelhandels, in vielfältiger Weise. Während sich häufig große Handelsunternehmen durch ihre Digitalisierungsvorhaben von ihren Wettbewerbern abheben, haben oftmals kleine und mittlere Händler Schwierigkeiten, mit den großen mitzuhalten und nicht den Anschluss zu verlieren.
Aber es existieren bereits zahlreiche bayerische kleine und mittlere Einzelhändler, die die Chancen des Internets und der Digitalisierung ergriffen und genutzt haben. Sie haben sich den Herausforderungen erfolgreich gestellt und in teils ganz unterschiedlichen Bereichen ihres Unternehmens ihre Position am Markt nachhaltig positiv beeinflussen können.
Einer dieser Digitalen Champions ist unser Kunde, büroforum – planen und einrichten GmbH. Wir gratulieren!
Über das Unternehmen
„Wir wollen den Online-Einkauf von Möbeln mindestens genauso interessant, wenn nicht interessanter und einfacher machen wie Offline.“ (Jochen Bähr)
Ausgangssituation
Digitalisierungsprojekte im Unternehmen
Nichtsdestotrotz bietet man so immer noch eine breitere Produktpalette als der Wettbewerb an, sogar eine größere Auswahl als bei stationären Händlern. Denn grundsätzlich ist mit der Verarbeitung und der richtigen Anwendung solcher OFML®-Daten alles abbildbar und das noch in einer sehr hohen Qualität (3D-Ansicht und sehr detaillierte Zoomansichten). Die Mission des Unternehmens ist laut Jochen Bähr daher: „…den Online-Einkauf von Möbeln mindestens genauso, wenn nicht interessanter und einfacher wie offline machen zu wollen“. Mit Hilfe der Integration und richtigen Verarbeitung sind dann der visuellen Darstellung kaum noch Grenzen gesetzt. Jedes Möbelstück ist individualisierbar, in 3D-Ansicht verfügbar und kann in entsprechende Erlebniswelten oder Wohnräume eingebunden werden. Außerdem steht es für künftige Augmented-Reality-Anwendungen auch zur Verfügung, d. h. ein Kunde könnte sich die eigens zusammengestellte Designercouch mit Hilfe einer AR-Brille in seinem eigenen Wohnzimmer visualisieren lassen.
Motivation zur Digitalisierung und Schaffung von Rahmenbedingungen
Dem Kunden wird ein Grundprodukt online zur Ansicht gestellt. Die Konfiguration dieses Produktes wird als zusätzliche Dienstleistung angeboten, die der OFML®-Konfigurator erst möglich macht. Wenn es dann doch immer noch nicht ganz das, nach den Wünschen und Vorstellungen eines Kunden, anvisierte Produkt ist, kann der Kunde jederzeit direkt beim Unternehmen anrufen und weitere Konfigurationsmodalitäten abklären. So stehen den Kaufinteressenten alleine 25 Angestellte für die Beratung über das Telefon zur Verfügung. Maßgeblich werden dabei immer noch 40 Prozent des Unternehmensumsatzes nicht über den Shop generiert, sondern über Telefon und E-Mail-Kommunikation. Dieser direkte Kundenkontakt ist auch nach der Umsetzung des OFML®-Projektes gewünscht. Die Motivation ist grundlegend, den Kunden und Auftraggebern eine zusätzliche Online-Dienstleistung anbieten zu können, die einen Mehrwert bei der Beratung und Entscheidungsfindung bedeutet. Einen Mehrwert, den bisher noch kein anderes Unternehmen in dieser Branche leistet.
Zusätzlich motiviert auch das Verständnis über die wachsenden Kundenanforderungen im Zeitalter der Digitalisierung: Man wird von den Kunden auch ein Stück weit in die jeweilige Richtung gedrängt und kann sich daher nicht ausruhen – auch nicht, wenn der Unternehmensumsatz gut aussieht. So stellen sich die Geschäftsführer vom büroforum die Frage, was sie tun müssen, damit sie den Anschluss nicht verlieren und wettbewerbsfähig und erfolgreich bleiben, grundlegend und dauerhaft. Dabei möchte das Unternehmen niemanden kopieren. Sie haben den Anspruch, die ersten sein zu wollen, die eine OFML®/Planungsseite haben und eine Online-Dienstleistung auf dem Level anbieten. Nachahmer werden nicht auszuschließen sein, aber man möchte „immer einen Schritt voraus sein“.
Außerdem bietet die Verwendung der OFML®-Daten viele interne und externe Vorteile, wie automatische Produkt- und Preisaktualisierungen direkt vom Händler, vereinfachte interne Datenpflege, vereinfachte Bestellbearbeitung von individuellen Konfigurationsartikeln, eine verbesserte Darstellung (inkl. lebensechter 3D-Renderings) individueller Konfigurationsvarianten für den Kunden. Zudem bildet sie die Grundlage für zukünftige Augmented-Reality-Anwendungen. Gleichzeitig ergab sich das Projekt, weil es zur Unternehmensphilosophie und dem eigenen Anspruch passt, individuelle Möbel online zu verkaufen und nicht einen „Stuhl von der Stange“ in maximal zwei Farben.
Bei aller Motivation ist aber wichtig, die richtigen Menschen im eigenen Unternehmen zu haben. Viele Innovationen und Verbesserungen entwickeln sich im Laufe der Zeit. Ein Unternehmen lebt von den Menschen, die selbst gute Ideen haben und diese in das Unternehmen einbringen (wollen). So hat auch das büroforum Mitarbeiter, die den Kunden so gut verstehen, dass sie durch tolle Ideen das Unternehmen voranbringen und weiterentwickeln. „Das würden wir alleine gar nicht hinkriegen“, resümieren die Unternehmer einvernehmlich.
Daher sind gerade im Zuge der Umsetzung des „neuen“ Online-Shops und des OFML®-Projektes Mitarbeiter im eigenen Haus notwendig, die sehr viele Freiheiten haben und ein hohes Vertrauen genießen. Sie besitzen auch das notwendige Know-how, das man für die Umsetzung des Projektes u. a. in der Zusammenarbeit mit externen Dienstleistern benötigt. Früher musste man sich auf die Aussagen von entsprechenden externen Spezialisten verlassen. Jetzt ist man sogar positiv überrascht, dass die Umsetzung störungsfreier und teilweise günstiger verläuft, weil man die Experten im Haus hat. Noch dazu kann man mittlerweile auch eigene Sachen selber übernehmen und braucht nicht mehr die Zulieferleistung von Agenturen. Das erfordert zwar ein Umdenken, ist aber von Erfolg gekrönt: Gute Mitarbeiter mit guter Ausbildung bilden das zweite Standbein bei büroforum.
Herausforderungen
Grundsätzlich ist es sogar so, dass man keine Missionsarbeit leisten musste, weil das Thema bei den entsprechenden Herstellern bekannt und durch die Nutzung in etwaigen Projekten sogar etabliert ist. Wie erwähnt, bezieht sich das auf den Nischenmarkt im hochpreisigen Designersegment. Aber die Idee, diesen Datenstandard für einen Online-Shop zur Abbildung einer Online-Dienstleistung zu nutzen, war neu.
Zu guter Letzt gibt es dann noch das Thema Finanzierung: Wie finanziere ich ein solches Projekt? Das Credo vom büroforum ist, dass alles, was unternehmerisch in den letzten 20 Jahren getan wurde, über den Cash-Flow und vorhandenes Eigenkapital finanziert wurde. Gegebenenfalls haben auch die Geschäftsführer zugunsten von Investitionen oder für die Einstellung neuer Fachkräfte zurückgesteckt, und auf eine entsprechende Auszahlung verzichtet. Die Finanzstrategie lautet demnach, dass jedes Jahr am Ende einen Ertrag bringen muss, sonst kann in keine neuen Ideen investiert werden. Dabei sollte man nicht vergessen, „wo sein Platz“ als Unternehmen ist – das büroforum ist und agiert in einer Nische, wo es vermutlich nicht möglich ist, einen gewissen Umsatz zu überschreiten, weil in dem Segment nun mal die Kunden nicht unendlich viel kaufen werden und der Absatz somit begrenzt ist.
Auswirkungen auf das Unternehmen
Beim Thema OFML®-Daten, über die die Produkte im Online-Shop bereits abgebildet werden, ist ein ansteigender Umsatzzuwachs sichtbar. Hinzu kommt ein geringererPflegeaufwand, weil auf die Änderungen von Herstellerseite (jährliche Preisaktualisierung) schnell reagiert werden kann. Durch diese Einbindung ist es möglich, direkt auf die Daten der Hersteller zurückgreifen zu können, um die Daten übermittelt zu bekommen.
Das Konzept ganzheitlich gedacht ist interessant und stellt sich folgendermaßen dar: Beispielsweise kauft ein Zahnarzt eine Vase bei büroforum im Shop und sieht, dass er auch seine ganze Praxis planen und neu einrichten lassen könnte. Über die Vase kommt er vielleicht für eigene zukünftige Projekte – ob jetzt Praxis oder Eigenheim – in Kontakt mit der Dienstleistung vom büroforum. Anders herum genauso: Eine Anwaltspraxis beauftragt das Unternehmen für die Planung der eigenen Büros und kann gleichzeitig die Dekoration und die Beleuchtung mitbestellen. So ergänzen sich die Themen Büroausstattung und Designermöbel sehr gut und führen idealerweise zum Cross-Selling.
Lessons Learned: „Aus der Praxis für die Praxis“
Der digitale Wandel im Unternehmen: ein Ausblick
Parallel soll die Zielgruppe, die die Kaufkraft und das Interesse für Designermöbel hat, mehr für die Produkte emotionalisiert und damit höheres Kaufinteresse geweckt werden. Das wäre im Online-Shop mit Hilfe der Abbildung sogenannter Erlebniswelten möglich. Im Zuge dessen sollen beide vorhandenen Online-Shops auf ein neues System umgezogen werden, um auf den neuesten Stand der Technik zu kommen und die geplanten Projekte zumindest systemtechnisch störungsfrei umsetzen zu können. So können dann auch die Erlebniswelten entsprechend online dargestellt und ausgebaut werden.
Im Zuge des OFML®-Daten-Projektes ist es nur die logische Konsequenz, aus den vorhandenen Daten Augmented-Reality-Features zu machen. Das ist für Anfang 2021 geplant, wenn die Online-Shops problemlos auf dem neuen System laufen. Hinzu kommen Themen der Prozessoptimierung in verschiedenen Bereichen, in denen das Level der Digitalisierung weiter vorangetrieben werden soll. So gibt es genug neue Projekte, die im Zuge der Unternehmensentwicklung geplant sind und angegangen werden, mit dem Ziel: „Wir sind in einer Nische und wollen dort zu den Besten gehören.“
Quellenangabe:
Digitale Champions im bayerischen Einzelhandel von Manuela Paul und Johann Faltermeier
Digitalisierungsstrategien und Erfolgsfaktoren kleiner und mittelständischer Einzelhändler in Bayern – Praxisbeispiele – (S. 1, 17 – 27)
ibi research an der Universität Regensburg GmbH, Galgenbergstraße 25, 93053 Regensburg, https://www.ibi.de
Die komplette Publikation finden Sie kostenlos zum Download unter:
https://www.stmwi.bayern.de/fileadmin/user_upload/stmwi/Publikationen/2020/2020-07-09_DigChampions_im_bayer_Einzelhandel.pdf